Die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde „Heiliger Konstantin und Heilige Helena“ hatte am Sonntag einen ganz besonderen Festtag: Seine Eminenz Weihbischof Dr. Sofian von Kronstadt war gekommen, um die „Göttliche Liturgie“ zu feiern und bei der Agape den Gläubigen zu begegnen. Der bischöfliche Gottesdienst wurde in der Jesuitenkirche gefeiert, die seit kurzem die neue Gebetsstätte für die Rumänsich-orthodoxe Kirchengemeinde ist (wir berichteten). Bereits am Samstagabend war das Gotteshaus ebenfalls voll zur Reliquienverehrung des Heiligen Nectarie von Egina, des Heiligen Johannes aus Suceava sowie weiterer heiliger Märtyrer.
Die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Straubing zählt mehr als 250 Gläubige. Zum bischöflichen Gottesdienst in die Jesuitenkirche waren aber auch Gläubige aus den umliegenden Städten wie Regensburg oder Plattling gekommen. Von allen Gottesdiensten der orthodoxen Kirche ist die „Göttliche Liturgie“ der Höhepunkt. Sie besteht aus drei Hauptteilen: die Proskomidie, die Zurüstung, das Vorbereiten der Liturgie, dann die Liturgie der Katechumenen und die Liturgie der Gläubigen.
So wurde Weihbischof Dr. Sofian von Kronstadt – noch in Talar und Rhason – von Bernadette Reut mit Brot und Salz sowie von Pfarrer Vasile Florin Reut mit dem Evangelium und dem Kreuz begrüßt. Dem Gebet vor den Heiligen Türen, der Begrüßung der Ikonen und dem Eintritt in den Altarraum folgte das Ankleiden der Liturgen in der Kirche. Das vollständige bischöfliche Gewand entspricht den sieben Sakramenten, die der Bischof spendet. Und diese Gewänder sind besonders prunkvoll und aufwendig, haben ihren Ursprung im Kaiserhaus von Byzanz und sollen die Herrlichkeit und Pracht der göttlichen Welt zeigen. Allein das feierliche Anziehen dieser Gewänder – jedes Teil mit eigenem Gebet verbunden – dauerte zehn Minuten.
Dreistündige Liturgie
Insgesamt ist die Göttliche Liturgie mit sehr viel Symbolik verbunden. Die ganze Liturgie wird gesungen, viele Kerzen – sie symbolisieren Christus, das wahre Licht – werden immer wieder entzündet, wohlriechender Weihrauch und die Andacht der Gläubigen verbreiten eine eigene, besondere Mystik. Gesprochen beziehungsweise gesungen werden die liturgischen Texte in der Landessprache Rumänisch. Ein großer Part fällt dabei auf den Diakon sowie die Männerschola. Immer wenn die Dreifaltigkeit angerufen oder erwähnt wird – und das geschieht während der fast dreistündigen Göttlichen Liturgie sehr häufig – bekreuzigt sich der orthodoxe Christ.
Eine weitere Besonderheit in der Göttlichen Liturgie sind die Prozessionen: die Begrüßung des Evangeliums, das den Beginn des öffentlichen Auftretens Christi beziehungsweise seine Verkündigung symbolisiert. Und dann das Bringen der Gaben von Brot und Wein in Kelch und auf dem Diskos zum Opferaltar – symbolisches Zeichen des Kommens des Herrn zu seiner Gemeinde im Sakrament. Aber auch Zeichen für den Einzug, der Himmel und Erde vereint. Die Engel, die im Himmel die ewige Liturgie feiern, vereinigen sich mit den Liturgen und den Gläubigen, um gemeinsam die Liturgie zu feiern.
Kerzen und Opferzettel
Bereits vorher hatten die Gläubigen Kerzen in die Nähe des Altars gebracht, ließen sich von Pfarrer Reut segnen und übergaben „Opferzettel“ ähnlich wie Gebetsanliegen für die Lebenden und Toten. Ein extra gebackenes Brot „Prosphora” wurde bereits vorher immer wieder geschnitten und verkleinert. Die Kommunion wird in der rumänisch-orthodoxen Kirche unter beiderlei Gestalt mit einem Löffel gereicht: Brot und Wein gemeinsam im Kelch. Bei der göttlichen Liturgie in Straubing empfingen hauptsächlich nur die Kinder die Kommunion. Sie werden bereits im Babyalter in einer gemeinsamen Feier getauft, gefirmt und empfangen die Erstkommunion.
Erst am Ende der Göttlichen Liturgie, nach dem Ambongebet (dem Segensgebet über die Gemeinde) erfolgte die Predigt des Weihbischofs. Er nahm Bezug auf das Evangelium mit dem Gleichnis vom Gericht des Menschensohnes über die Völker, bei dem er die Menschen zu seiner Rechten oder Linken stellte. Je nachdem, wie sie ihn behandelt hatten als er hungrig, durstig, fremd oder krank war.
Der Weihbischof erinnerte an Jesu Worte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ So wünschte er den Gläubigen, in diese Fastenzeit zu gehen und auch ein seelisches Fasten zu haben. Das geschehe beispielsweise, wenn man Mitleid zeigt.
Abschließend dankte Weihbischof Sofian Pfarrer Jakob Hofmann für die Bereitstellung der Jesuitenkirche und wertete dies als besonderes Zeichen der Ökumene und christlichen Verbundenheit. Er versprach, dass sich alle dafür einsetzen, das Gotteshaus mit der Gnade Gottes zu füllen. Auch Pfarrer Vasile Florin Reut sprach in seinen Dankesworten den „wunderbaren, netten Mann mit großem Herz“, Pfarrer Jakob Hofmann, an. Man könne nicht genug danken, aber die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde werde für seine Gesundheit und seine Pfarrei beten.
Den Abschluss der göttlichen Liturgie bildete der Einzelsegen für jeden Gläubigen durch den Weihbischof. Hier wurde das Antidoron, das gesegnete Brot, verteilt. Eine Apapefeier im Pfarrsaal von St. Jakob schloss den besonderen Festtag der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde von Straubing.
Quelle: Irmgard Hilmer, Straubinger Tagblatt