Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen

20 Juni 2015: Pfarrer Vasile Florin Reut öffnete am Samstag, den 20. Juni 2015, auf Initiative der KEB (Katholische Erwachsenenbildung) die Pforten der rumänisch-orthodoxen Kirche Hl. Konstantin und Helena Straubing im Friedhof St. Michael.

Interessierte bekamen eine Einführung in die Ikonographie in der Kirche und erfuhren etwas über die Grundlagen des rumänisch-orthodoxen Glaubens, die Sakramente, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zur katholischen Kirche sowie über Märtyrer und deren Reliquien.

Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen

Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen

 

Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche neben dem Friedhof St. Michael (die Friedhofskapelle) in Straubing an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen
Die rumänisch-orthodoxe Kirche ist eine autokephale, also eigenständige Kirche im Rang eines Patriarchats. Sie bildet mit den anderen orthodoxen Schwesterkirchen die Familie der Orthodoxie.

Die Kirche ist dem Heiligen Konstantin und Helena gewidmet und hat als 2. Kirchenpatrozinium das „Heiligen Kreuz”
– das „Mailänder Edikt” – Im Februar 313 vereinbarte Konstantin mit Licinius, dem Herrscher im Osten des Reiches, bei einem Treffen in Mailand, den Christen und allen anderen Religionsfreiheit zu gewähren.
– er berief Synoden (Konzilen) und förderte den Einfluss der Christen.

– Hl. Helena – Nach der Legende veranlasste Helena Grabungen, bei denen unter anderem Reste des Heiligen Kreuzes Christi sowie der Ort des Heiligen Grabes gefunden wurden.
– über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle ließen Helena und ihr Sohn Konstantin eine Basilika errichten, die sogenannte Grabeskirche. Zudem ist sie auch Stifterin vieler anderer Kirchenbauten in und um Jerusalem sowie an anderen Orten.

Die Reliquie des Kreuzes Christi, auch Heiliges Kreuz genannt, ist das Kreuz, an dem Jesus Christus den Opfertod starb.

In der orthodoxen Liturgie bekreuzigt man sich jedes Mal, wenn die Dreifaltigkeit beziehungsweise jede der drei Personen der Dreifaltigkeit erwähnt werden, wenn das Kreuz oder eine Ikone verehrt wird und bei vielen weiteren Gelegenheiten, die aber nicht genau geregelt sind und von den Gläubigen nach eigenem Ermessen gehandhabt werden.

Man bekreuzigt von der Stirn bis etwa zur Bauchmitte und anschließend von der rechten zur linken Schulter (im Gegensatz zum Brauch in der lateinischen Kirche, wo das Kreuzzeichen von der linken zur rechten Schulter ausgeführt wird).

Einführung in die Ikonographie in der Kirche:
– die Ikonen sind Kult- und Heiligenbilder der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus
– Die meist auf Holz gemalten Bilder sind kirchlich geweiht und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung.
– Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott.
– In jeder orthodoxen Kirche gibt es die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Holzwand mit, wenn die Kirche groß genug dafür ist…
– Der somit abgetrennte Altarraum übernimmt dabei in Kirchen mit einer nur eintürigen Ikonostase zugleich die Funktion der westlichen Sakristei.

Die Grundlagen des rumänisch orthodoxen Glaubens:
Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche – Patriarchat von Rumänien ist ist mit ungefähr 17 Millionen Mitgliedern nach der Russischen Orthodoxen Kirche – Patriarchat Moskau die zahlenmäßig zweitgrößte orthodoxe autokephale Kirche in der Welt. Sie untersteht dem Patriarchen Daniel Ciobotea in Bukarest, der als der sechste Patriarch seit 2007 im Amt ist. Seit 1961 ist die Rumänisch-Orthodoxe Kirche Mitglied des Weltkirchenrates.

Die Rumänisch-Orthodoxe Metropolie in Nürnberg und unsere Kirche beachtet und bewahrt den apostolischen Glauben und die orthodoxen Dogmen, die die Rumänische Orthodoxe Kirche als Grundlagen ihres Glaubens ansieht, beachtet und bewahrt.

Als Grundlagen haben wir die Heilige Tradition, das biblisch Zeugnis  und die Entscheidungen von Sieben Ökumenischen Konzilen, u. a. auch das gemeinsame Glaubensbekenntnis:
1. Das Nizänum (325)
2. Das 1. Konzil von Konstantinopel (381)
3. Das Konzil von Ephesus (431)
4. Das Konzil von Chalzedon (451)
5. Das 2. Konzil von Konstantinopel (553)
6. Das 3. Konzil von Konstantinopel (680)
7. Das 2. Konzil von Nizäa (787) – befasste sich vornehmlich mit der Bedeutung der heiligen Ikonen in der Kirche, befürwortete und definierte die Ikonenverehrung bzw. die allgemeine Lehre von den Ikonen. Das Konzil bekämpfte dadurch die ikonenfeindliche Politik und Handlung einiger Kaiser zuvor (Ikonoklasmus).

Im Mittelpunkt der orthodoxen Spiritualität steht die reiche, hauptsächlich gesungene Liturgie. Das Mysterium des Abendmahls geschieht vielmehr durch die Liturgie als Ganzes, wobei die Anrufung des Heiligen Geistes über den Gaben in der Epiklese eine zentrale Stellung einnimmt.

Bei der Heilige Liturgiefeier benutzen wir das Antimis (übersetzt „statt der Tisch”) – das ist ein Stück Leinen oder Seide, quadratisch oder rechteckig, gedruckt mit der Ikone der Grablegung. Auf dieser Antimis sind mindestens ein Stück von Heiligen Reliquien genäht (z. b. ein kleines Stück Knochen).  Ohne dieser „Antimis” dürfen wir nicht die Heilige Liturgie feiern.

Straubinger Tagblatt - Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen

Straubinger Tagblatt – Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen

Welche Sakramente gibt es in der rumänisch orthodoxen Kirche:
– Taufe (Mysterium der Erleuchtung)
– Myronsalbung (Versiegelung) entspricht der katholische Firmung
– Eucharistie (Kommunion)
– Bußsakrament (Beichte, Sündenvergebung)
– Krönung (Trauung) oder Ehesakrament
– Krankensalbung (Heiligen Öls)
– Weihesakrament oder Handauflegung – Priesterweihe (Bischofsweihe)

Einige Besonderheiten im Vergleich mit der Katholischen Kirche:
Die Unterschiede zwischen katholischer und rumänisch-orthodoxer Kirche finde ich nicht sehr groß, sagt Pfarrer Reut. Aber ein paar Besonderheiten gibt es natürlich schon.

– die Taufe – die Kinder werden bereits im Babyalter in einer gemeinsamen Feier getauft, gefirmt und empfangen die Erstkommunion.

– Die erste Beichte wird individuell – ab circa sieben Jahren – abgenommen.

– die Eucharistie – Als eucharistische Materie wird in allen orthodoxen Kirchen gesäuertes Brot verwendet (Prosphora). Zur Kommunion – empfängt der Gläubige Leib und Blut Christi unter der Gestalt von Brot und Wein mit einem Löffel gereicht.

– das Fasten – es gibt vier Fastenzeiten: zu Ostern, Hl. Apostel Petrus und Paulus, Maria Himmelsfahrt und zu Weihnachten.

Die Freude des Festes findet seine Erfüllung und seinen wahren Sinn darin, dass die Gläubigen an der Heiligen und Göttlichen Liturgie und der Eucharistiefeier teilnehmen. Dafür bereiten sie sich durch Fastenzeit und Beichte vor.

Das große Fasten beginnt 40 Tage vor Ostern bzw. Weihnachten, etwa sechs Wochen vorher. In unserer Fastenzeit ist der Verzehr von tierischen Produkten wie Fleisch, Käse, Butter, Milch und Eiern nicht erlaubt. Sonntags und feiertags ist Fisch meist erlaubt.

– das Zölibat – die orthodoxe Priester müssen heiraten und eine Familie gründen. Wie sollten wir sonst ein Vorbild für die Gemeinde sein?

– Kirchliche Trauung oder Ehesakrament (Krönung) – Die Ehe kommt in der östlichen Tradition nicht durch das Eheversprechen der Brautleute zustande, aber dieses bildet die Voraussetzung für die kirchliche Eheschließung. Die Ehe selbst wird durch den Priester gespendet. Ein zentrales Moment des Eheritus ist dabei die Krönung der Brautleute. Die orthodoxen Kirchen erlauben im Notfall eine oder sogar zwei Scheidungen.

– Andacht für die Verstorbenen (keine Purgatorium oder Fegefeuer)

– Einäscherung ist verboten

– Totengedächtnis und die Fürbitte für Verstorbenen

Männliche Kirchengänger müssen vor dem Eintritt in die Kirche ihre Kopfbedeckung ablegen, Frauen müssen ihre Haare mit einem Schleier oder einem Tuch bedecken (wird aber heutzutage jedoch nicht mehr praktiziert von alle Frauen praktiziert).

– Hauptberuf – Außerdem bin ich nicht hauptberuflich Pfarrer, es ist ein Ehrenamt. Ich muss also wie jeder andere Mensch auch einer normalen Arbeit nachgehen. Hauptberuflich mache ich eine Umschulung zur Fachinformatiker, da ich in Folge eines Arbeitsunfalls meinen alten Arbeitsplatz verloren habe. In unserer Kirche wird keine Kirchensteuer erhoben, dadurch sind die finanziellen Möglichkeiten geringer.

Die orthodoxen Kirchen unterscheiden sich nicht nur durch ihre jeweilige Sprache, wie russisch, griechisch oder serbisch, sondern auch durch ihre Kalender. Die serbisch-orthodoxe und die russisch-orthodoxe Kirche haben den Julianischen Kalender beibehalten.

Das heißt, dass für sie der 25. Dezember am 7. Januar ist. Sie feiern Weihnachten 13 Tage später. Wir haben, wie die Mehrheit der christlichen Kirchen, den Gregorianischen Kalender übernommen, so dass wir Weihnachten zur gleichen Zeit wie die katholischen und evangelischen Kirchen feiern.

Der Weihnachtsmann: die wahre Bedeutung des Weihnachtsmannes ist in der väterlichen Liebe Gottes des Vaters zu finden, die Liebe, die er der Welt zeigt durch die Geburt des Sohnes als Erlöser der Welt.

Der Weihnachtsmann kommt aus einem fernen Land – in der Regel sagt man, er kommt aus dem Norden, dort wo es kalt und dunkel ist. Dadurch zeigt uns der Weihnachtsmann, dass die Liebe Gottes, des Vaters, stärker ist als die Finsternis der Sünden und die Kälte.

Reliquien von verschiedenen heiligen Märtyrern und deren Bedeutung für die Orthodoxen Glaubens.

Reliquien sind Überreste des verstorbenen Körpers oder auch der Kleidung und anderer Gegenstände eines Verstorbenen werden von Gläubigen verehrt, weil sie damit sein ehrendes Gedenken bewahren und zudem hoffen, an seinen Wirkkräften Anteil und seinen Segen zu erhalten.

Vor allem wurden den Reliquien viele Wunder (miracula) zugesprochen. Auch die Ganzkörperreliquien einiger Heiliger stehen in der Tradition im Ruf der Unverweslichkeit. Diese werden in einer Reliquiar Aufbewahrt.

Die Märtyrer der Rumänischen Orthodoxen Kirche

Zunächst möchte ich etwas über Rumänien sagen. So wie unserer Erzbischof und Metropolit Serafim gesagt hat, schon das frührumänische Christentum wird von vielen Märtyrern bezeugt, die aus verschiedenen Märtyrerakten bekannt sind. Und ein besonderes Kapitel in der Geschichte der rumänischen Orthodoxie nimmt die Periode der osmanischen Oberhoheit ein.

Bei vielen Spannungen und Aufständen zur Verteidigung ihrer religiösen Identität mussten zahlreiche Rumänen ihre Treue zu ihrem christlichen Glauben, der Orthodoxie, mit dem Leben bezahlen. Die Kirche hat einige dieser Glaubenshelden in die Reihe der heiligen Märtyrer aufgenommen.

Das bekannteste Beispiel für den Verteidiger des christlichen Glaubens war Constantin Brancoveanu, ein Fürst der Walachei, der am 15. August 1714, an dem die Christen des Entschlafens der Gottesmutter gedenken, zusammen mit seinen vier Kindern, der jüngste im Alter von nur 12 Jahren, zusammen mit seinem Berater Ianache in einem Stadion von Konstantinopel enthauptet wurde.

In der kommunistischen Epoche von 1944-1989 sind viele orthodoxe Priester, Mönche und Gläubige in politischer Haft gestorben

Die Rumänische Orthodoxe Kirche müsste für ihr Überleben teuer bezahlen: Viele Bischöfe wurden abgesetzt, Kirchen und Klöster geschlossen, manchmal auch zerstört. Es gab eine massive Reduzierung der kirchlichen Seminare und Theologischen Fakultäten.

Der Religionsunterricht wurde an den Schulen gestrichen und religiöse Symbole und Handlungen aus staatlichen Einrichtungen entfernt. Rund 2000 Priester wurden inhaftiert, über 5000 Mönche und Nonnen aus den Klöstern vertrieben. Armee-, Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge wurden verboten. Viele große Theologen und regimekritische Mönche wurden verhaftet;

Das Ziel der Kommunistischen Partei Rumäniens (PCR) war die Erschaffung eines neuen Menschen, der von jeglicher Form des Glaubens und aller „rückständigen“ religiösen Sozialisation befreit werden sollte.

Und darunter hatten auch viele Christen aus den anderen christlichen Konfessionen zu leiden, denn in Rumänien gibt es ein vielfältiges ökumenisches Miteinander von Orthodoxen, griechisch-katholischen Christen, Katholiken und evangelischen Christen.

Alle waren von dieser Verfolgung betroffen, sodass wir im Leiden vereint waren. Diese wichtige Erfahrung ist heute für uns ein Ansporn, die Ökumene weiter zu pflegen und uns als Schwestern und Brüder zu verstehen.

Die Berufung zum Märtyrer

Das christliche Zeugnis und Martyrium haben nichts gemeinsam mit religiösem Fundamentalismus und Fanatismus, der die Freiheit verleugnet und die Religion in eine Ideologie der Intoleranz gegenüber denen verwandelt, die anders oder überhaupt nicht glauben.

Wenn der Verstand nicht vom Glauben und von der Liebe durchdrungen ist, die aus dem Glauben kommt, dann wird der Glaube missbraucht und zu einer Ideologie.

Die Märtyrer sprechen von der Liebe, auch von der Liebe unter den Christen. Das ist heute sehr wichtig, weil wir Christen immer noch getrennt sind und weil manchmal die Wege der Ökumene nicht einfach sind.

Der Christ hat eine klare Identität, macht aus ihr aber kein Idol, er ist kein Gefangener seiner eigenen Identität. Seine Identität ist offen und wird bereichert durch den Dialog und die Gemeinschaft mit den Nächsten.

Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn wir den Schwestern und Brüdern der anderen Konfessionen begegnen.

Quelle Zeitungsausdruck: Straubinger Tagblatt – Gemeinsames und Unterschiede: Vorstellung der rumänisch orthodoxen Kirche an die Katholische Erwachsenenbildung Straubing-Bogen